Sonntag, 3. Mai 2020

Animekritik: "Phantom - Requiem for the Phantom" (2009)


Produktion


StudioBee TrainOriginaltitelPhantomu  ファントム
RegieKōichi MashimoRelease (J)2009
DrehbuchYosuke Kuroda                   Publisher (D)      nicht lizenziert | UK Release: Funimation
MusikHikaru NanaseLaufzeit26 Episoden / ca. 650min

Genre: Girls with Guns, Action, Psychological, Drama, Romance



Zusammenfassung

EIN (Eren)    |   ZWEI (Reiji)

Regisseur Kōichi Mashimo bleibt seinem sehr willkommenen Spleen treu und lieferte 2009 mit "Phantom" eine nächste Variation des "Girls with Guns" Motivs.

Nach Westeuropa ("NOIR"), Asien ("MADLAX") und Südamerika ("El Cazador de la Bruja"), spielt die Geschichte von "Phantom" primär in den USA, genauer in Los Angeles. Gleich mehrere Mafia-Clans konkurrieren hier im Streit um die Vorherrschaft.

"Phantom" ist der Name des Killerkommandos der dominierenden Gruppe "Inferno", das zu Beginn nur aus dem Charakter Ein (Eren) besteht. Durch die Entführung und Konditionierung von Zwei (Reiji), der fortan von Ein trainiert wird, will der "Phantom" Handler Scythe sein Killerkommando auf die nächste Stufe heben.

VW Golf 2 GTI   /  Ferrari F40, zwei der schönsten Autos like Eva, meint die Jury.
#We love Bee Train

Intern läuft bei "Inferno" derweil ein Machtkampf um die Führungsposition, eine Claudia will das mafiöse Geschäft übernehmen und es wird ihr gelingen, Zwei auf ihre Seite zu ziehen und für ihre Zwecke einzuspannen. Dadurch sind die Weichen gestellt für den Showdown zwischen Ein und Zwei.


Plot: 9/10

Erwartungsgemäss leiden die zwei Hauptcharaktere Ein und Zwei an Amnesie und die zweite Hälfte der Geschichte wird geprägt von ihrer gemeinsamen Suche nach Erinnerung. Dieses Motiv NB ist in allen vorgenannten Bee Train / Mashimo Produktionen von zentraler Bedeutung und wird in "Phantom" gelungen und ergreifend umgesetzt. Applaus.

Wer ein Happy End erwartet, wird aufs hart enttäuscht: die letzte Minute der letzten Episode liefert die salzigste und bitterste Verabschiedung, die ich je gesehen habe. Sowas kann man doch nicht bringen!


Aber sie ziehen es durch, und es ist grandios! Episch! Die Jury war aus dem Häuschen!

Die 26 Episoden sind gelungen organisiert und gegliedert in Aufbau / Showdown / 2. Aufbau / Finale. Sehr spannend umgesetzt, die Cliffhanger wurden gut platziert, "Phantom" ist ein klassischer "...nur noch eine Episode!" - Anime.

In der zweiten Hälfte wird der (im Zusammenspiel mit Zwei heranreifende) Charakter Drei eingeführt, die ihrerseits fürs Finale von entscheidender Bedeutung sein wird. Schwer nachvollziehbar wirkt der Zeitsprung im letzten Drittel, zumal nur ein Charakter altert, sowie das neue High School Setting in Japan, das einen harten Bruch mit der bisherigen Erzählung bedeutet und schlicht unrealistisch rüberkommt.

Zudem eher enttäuschend und überraschend kurz fällt der schliessliche Endkampf gegen die neuen, maskierten Phantoms Vier, Funf, Sechs, Sieben, Acht und Neun aus; sehr gelungen hingegen ist das dramatische Finale von Eren und Reiji im stimmungsvollen, mongolischen Outback. Daumen hoch!

Abgesehen von einigen Plotlöchern und dem unrealistischen Setting nach dem Zeitsprung (etwa ab Episode 20), lässt sich hierob nicht viel meckern. "Phantom" wird spannend erzählt, "Phantom" fesselt und bietet unike, in Erinnerung bleibende Szenen. Allenfalls hätte man mehr stupides aber stilvolles Geballer einbauen, und im Gegenzug den Aspekt der mafiösen Intrigen etwas reduzieren können, das wäre grossartig.



Charaktere: 9/10

Mir persönlich hat der kühle, nüchterne, weitgehend emotionslose und leicht autistische - aber dennoch herzliche und deepe Charakter von Ein / Eren besonders gut gefallen, sie wirkt wie die Schwester von Kirika ("NOIR"). Stark sind die Szenen, in denen Ein Emotionen vortäuscht, die Dummchen-Freundin von Zwei gibt, während sie als Team tatsächlich die Umgebung detailhaft observieren.  

Zwei gewinnt insbesonders im Mittelteil an Format, beide Hauptcharaktere durchlaufen eine Entwicklung. Auch die eiskalte und berechnende Claudia kommt gut rüber, während der Puppetmaster Scythe, entgegen seiner storytechnischen Bestimmung, eher cringy denn bedrohlich wirkt.


Artwork: 7/10

Studio Bee Train hat einen eigentümlichen Stil: leicht hölzern wirkende Animationen, der langsame Aufbau und die entzückendsten Side Bangs an weiblichen Hauptcharakteren überhaupt gehören mit dazu. Das gefällt nicht jedem. Aber sowas kann einem gefallen, ich persönlich feier das. Auch das obligate Easter Egg, die Integrierung des Studionamens ins fertige Werkstück, darf nicht fehlen.


CGI gerenderte Bildobjekte (primär fahrende Autos) werden eher gut integriert und wirken nur wenig störend. Insgesamt wirkt die Bild- bzw. Animationsqualität leicht angestaubt, etwas veraltet. Ich mag genau das, diesen typischen Bee Train Stil, diesen Captain Slowhand@work, aber von einer (möglichst) objektiven Warte aus betrachtet, kann man diesem Anime in Punkto Artwork ehrlichen Gewissens nicht mehr als eine 7/10 verleihen. Mir gefällts wohl,  - aber es ist bestimmt nichts für den Louvre.


Soundtrack: 10/10

Hier vergibt die Jury die seltene Bestnote, die musikalische Untermalung geht mit der erzählerischen Dramatik Hand in Hand und passt wie Arsch auf Eimer. Man wähnt gar eine Yuki Kajiura am Werk, ist aber nicht der Fall: Verantwortlich für den Soundtrack ist eine Masumi Itō, die für Anime Produktionen das Pseudonym "Hikaru Nanase" verwendet. Sie hat NB auch den Soundtrack zu "Canaan" gemacht, dem nächsten Ranglistenkandidaten des (von der Jury gefeierten) "Girls with Guns" Genres. Der Soundtrack zu "Phantom" passt solide und beeindruckend zum Geschehen, ich finde keinerlei Grund zur Beschwerung. Alle Daumen hoch!


Gesamteindruck:

Hat mir richtig Freude bereitet! "Phantom" wirkt wie die zweite Staffel zum Juryliebling "NOIR", freilich mit neuen Charakteren, neuem Setting, einer neuen Geschichte. Im direkten Vergleich wirkt "Phantom" gar eine Spur erwachsener als "NOIR", um Nuancen nüchterner und trockener, wenigstens bis Episode 20, bis zum Zeitsprung. Wenngleich der Charakter "EIN" niemals den unvergleichlichen Charme von Mashimos "Kirika" erreicht, kommt sie ihr wesenshaft, also im Wesentlichen, doch sehr nahe, was die Jury begrüsst. Mir unbegreiflich, warum diese Serie nie für den deutschsprachigen Raum lizenziert wurde, "Phantom - Requiem for the Phantom" ist definitiv sehenswert. Empfehlung geht raus:



Wertung

9 /10


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