Freitag, 10. Juni 2022

Abt. Mudflood: Die Sache mit dem "J" in der Jahreszahl

Auf alten Bildern, Münzen oder Inschriften ist öfters zu sehen, dass die Jahreszahl mit einem "J" beginnend dargestellt wird.
 

Wie im obigen Beispiel gezeigt, wird die Jahreszahl 1565 als "J565" dargestellt.

Das hat zu viel Spekulation geführt. Wurden 1000 Jahre in einer alternativen Geschichtsschreibung hinzu addiert? Steht das "J" für Jesus und die Inschrift stammt womöglich tatsächlich aus "dem Jahre des Herrn 565"? 

Womöglich, ich weiss es nicht.

Nun wird berichtet bzw. veröffentlicht, dass vor der englischen Küste das Wrack eines königlichen Kriegschiffes aus dem 17.Jahrhundert gefunden wurde:


Die Bilderstrecke zeigt ua. die geborgene Schiffsglocke aus dem nun spannenden Jahr 1681. Spannend darum, weil diese Jahreszahl zweimal die "1" zeigt.
 

Wollen wir uns diese Schiffsglocke also ansehen:
 
 
 


 
Diese Darstellung macht auf mich den Eindruck, als wäre das damals offenbar so ein Ding gewesen, die "1" auf Jahreszahlen mit einem Zeichen darzustellen, das dem "J" stark ähnlich sieht.

Auf dieser Schiffsglocke jedenfalls wird die Jahreszahl so geschrieben. Würde das "J" tatsächlich für Jesus stehen? Was in der Theorie viel Sinn machen würde, da wir die Jahre schliesslich seit Christi Geburt aufzählen. Dann würde diese Glocke aus dem Jahr 68 nach Christus stammen. Nur macht das zweite "J" dann keinen Sinn. 

Vergleiche das erste Bild, da steht nicht "J565J" sondern "J565" für die Jahreszahl 1565. Die Jahreszahl wird nicht mit einem zusätzlichen "J" abgeschlossen.

Ergo liegt der Schluss nahe, dass dieses "J" schlicht eine stilisierte "1" ist und tatsächlich eine "1" in der Jahreszahl bedeutet.
 
Bestimmt gibt es auch einen Grund dafür, weshalb das Zeichen für die "1" in stilisierter, geschwungener Form dargestellt wurde, statt mit einem einfachen "Strich". Über den Anlass kann ich nur spekulieren, aber mit Sicherheit hat man sich dazu Gedanken gemacht.


Diese Glocke beweist nichts, ist für mich aber ein Indiz, dass es in diesen alten Tagen ein Ding war, die "1" in einer Jahreszahl als "J" zu stilisieren.
 

Womöglich bezieht sich dieses "J" tatsächlich auf Jesus. Womöglich wollte man damit zum Ausdruck bringen, dass das Jahr "1" mit Jesus in direktem Bezug steht und in dieser Form der Jahreszahldarstellung eine christliche Kultur und Überzeugung ausdrücken. Halte ich für denkbar.
 

2 Kommentare:

  1. https://www.youtube.com/watch?v=6dvnKtYGex8

    Schwarzbraun ist die Haselnuß

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  2. Hallo Claudio,

    ich vermute, es ist eine Gepflogenheit der frühen Neuzeit, als man in Europa begann, Zahlen nicht mehr in lateinischen, sondern in arabischen Zeichen zu schreiben. Man wollte die neuen, mit Feder geschriebenen (und daher gerundeten) Zahlzeichen von den alten, in Stein gehauenen (und daher geraden) Zahlzeichen abgrenzen.

    Hier weitere Beispiele aus dem 17. Jhrh.:
    https://www.ebay.de/itm/165520432987?hash=item2689c95f5b:g:nmIAAOSwpmxineMM
    https://www.ebay.de/itm/275339559333?hash=item401b8441a5:g:woAAAOSwhCVinO-n
    https://www.glockenmuseum-stiftskirche-herrenberg.de/wp-content/uploads/2022/03/Ratsglocke-scaled.jpg
    https://www.ernst-von-siemens-kunststiftung.de/objekt/zwei-regensburger-m%C3%BCnzen-17-jahrhundert.html
    https://cdn.reppa.de/media/image/g0/1f/bb/645406_01.webp

    Hier finden sich frühere Beispiele auf Steinkreuzen:
    http://www.suehnekreuz.de/zahlen.html

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