Samstag, 23. September 2023

Abt. Geschichten aus dem Leben: Die Hornisse am Samstagmorgen

*Jetzt mit Update*

Heute Morgen um 8:30 Uhr wollte ich zum Haus raus, um mit dem bereits am Vortag beladenen Auto wie geplant zum Entsorgungshof zu fahren. All according to Keikaku, einer meiner Leitsprüche, weil ich plane gerne im Voraus und verpflichte mich selbst dazu, das Geplante dann auch wirklich zu erledigen - according to Keikaku! Ich hab das für mich selbst zum inneren Hochgebot aufgebaut, aus selbstdisziplinarischen Gründen. Also verlasse ich meine Wohnung, schwenke hin zur Haustür und will schon nach der Türfalle greifen - 

da seh ich im quasi letzten Moment (tatsächlich war ich noch einen guten Meter entfernt, als der archaische Sinn für Gelb/Schwarz gezeichnete Bedrohung Alarm schlug), dass auf der Türfalle eine riesige Hornisse sitzt! Was für ein Viech! Die war save 3.5cm lang, ein Mordsding.

Aus Respekt sofort einen Schritt zurück gemacht, mit diesem Killer will ich mich nicht anlegen. Jeder mag Hummeln, Hummeln sehen süss aus und machen dum-di-dum einfach nur ihr Blütending. Auch Bienen sind gechillt, eher frohgemut, es gilt so ein ungeschriebener lass-mich-dann-lass-ich-dich-in-Ruh Vertrag zwischen dem Menschenvolk und dem Bienenvolk. Zudem wird die Biene kamikaze-mässig sterben, wenn sie mich sticht, weil ich sie stresse - das ist ehrenvoll, das ist respektabel.

Mit den Wespen wirds schon komplizierter, weil Wespen sind Autisten und ADHS-ler, Wespen suchen aktiv Streit, Wespen wollen Menschen stressen, es scheint ihnen Spass zu machen. Wespen schwirren ums Grillgut und den Kartoffelsalat auf dem Teller, nicht etwa weil sie hungrig sind, sondern weil sie wissen, dass sie so dem Menschen auf die Nerven gehen können. Wespen lauern im Gras in der Hoffnung, dass ein barfüssiger Mensch auf sie tritt, nur damit sie zustechen können. Allerdings wirken sie nicht sehr imposant, man traut sich, eine Wespe wegzuscheuchen.

Aber eine Hornisse ist eine andere Liga. Hornissen sind Büffel. Wenn eine Hornisse ficken will, dann tötet sie random, zumindest in meiner Imagination. Hornissen können Pferde killen, ebenda. Ich hab sehr grossen Respekt vor diesen Kampfmaschinen, die scheinbar nur da sind, um Terror zu verbreiten. Mir ist keine natürliche Nützlichkeit der Hornisse bekannt, ausser den irdischen Lebensraum zu terrorisieren. 

Sitzt sie da auf der Türfalle. Himmel, was mach ich nun? Ich will ja rausgehen. Ich schleiche zwei, drei Schritte zurück, nur keinen Lärm machen, und entscheide mich dafür, zur gottlob vorhandenen Hintertür rauszugehen und einmal ums Haus zu gehen, um zum Auto zu gelangen.

Auf der Fahrt zum Entsorgungshof (ich musste Bier- und und Energydosen, Karton und einen defekten Staubsauger loswerden) überlege ich mir, wie ich mit dieser Hornisse nun weiter verfahren soll. Denn auch wenn ich sie nicht in der Nähe haben will, so will ich doch auch nicht, dass sie im Haus eingesperrt verdurstet und wegstirbt. Auch Hornissen dürfen leben, schliesslich sind sie da. Wie also rette ich das Viech aus dem Haus? Ich schmiede Pläne.

Ich könnte die Tür mit den Fingerspitzen vorsichtig von aussen öffnen, sofort davonsprinten und abermals den Hintereingang nehmen. Dann könnte ich aus dem Kellergang linsend verfolgen, wie die Hornisse schnallt, dass die Tür nun offen ist. Sie fliegt aus der Tür und wir beide sind glücklich. Aber wird die Hornisse begreifen, das die Tür nun offen ist? Bestimmt, irgendwelche Sensorik wird ihr das in ihrem Krümelhirn schon verständlich machen. 

Ich komme nun also nach der erledigten Entsorgung zurück und benutze erstmal den Hintereingang, um die Lage aus sicherer Distanz zu inspizieren. Nun trat der Super-GAU in Kraft: Die Hornisse sitzt nicht mehr auf der Türfalle! OMG. Das bedeutet, das Viech dröhnt jetzt irgendwo unkontrolliert im Haus rum.

Ich kann meine Wohnungstür fortan nicht mehr unbekümmert öffnen, ich bin quasi eingeschlossen. Das Treppenhaus gehört nun der Hornisse. Vom Terror okkupiert, in Besitz genommen. Ich überlege bereits einen Notausgang über das Zimmerfenster, es wäre machbar. Peinlich, aber machbar. Ich wollte dem Viech helfen, aber nun bleibt mir nur noch, auf seinen schnellen Durst- und Hungertod zu hoffen. Vieleicht sollte ich der Polizei telefonieren. Ja, mit Blaulicht bitte.


*UPDATE*


Die Hornisse "Horni von Treppenhaus" ist gestorben. Eben war ich mit der Wäsche auf dem Weg zum Dorfbrunnen, da seh ich sie auf der Türmatte liegen. Zusammengekrümmt, verendet, nurmehr ein Schatten ihrer Selbst.

Jetzt tuts mir leid, dass ich ihr den Tod gewünscht habe. Wollte ich ja auch nicht, ich wollte sie doch eigentlich retten. Sie ist selber schuld, warum ist sie weggeflogen. Aber vermutlich wäre sie ohnehin gestorben. Horni von Treppenhaus wird keine Rösser mehr killen, keine Wohngegenden mehr terrorisieren. Ich hoffe, sie hatte Spass in ihrem Dasein. Wieviele andere Viechers sie wohl getötet hat? Wieviele Menschen verjagt? Jetzt muss sie nicht mehr jagen, in Hitze und Kälte surviven, vor dem Regen Unterschlupf suchen. Ihre Seele wird sich jetzt mit zwei anderen Tierseelen vereinen und bald vieleicht als Meise neu geboren werden, um die nächste Runde zu drehen. 

Meisen jagen Hornissen.

 

 


 

5 Kommentare:

  1. https://youtu.be/SkhaY0Hyy54?si=zWVhk_l-Atkk4-fx

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    1. Der Typ muss lachen, während er Space Videos zeigt. Das ist unvermeidlich, der Space hat eine ganz eigentümliche Amüsanz. Das liegt wohl in der Natur dieser Bullshit Psy-Op

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  2. Die Hornissen sind aktuell präsent. Hier bei mir immer im Clinch mit einem Schmetterling. Beide wollen da um Futterkampf. Und 40 Kilometer im Elternhaus das selbe Schauspiel. Hornisse vs Schmetterling
    Beide jeweils immer ans Futter laben und Hornisse versucht natürlich den Fresskonkurent zu vertreiben. Das artet in einer Art Fangespiel aus .. erstaunlich hierbei der Schmetterling ist extrem Flink mit Ausweichmanöver Zickzack Flug.

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    1. Hmm. Der Kriegernatur der Hornisse, die Flugkunst des Schmetterlings. Warum nicht, ist wunderbar denkbar - welche Natur könnte die Meise wohl noch in sich vereinen? Irgendein besonderer Käfer vieleicht.

      "In der Malerei der Renaissance symbolisieren Meisen – wie alle Singvögel – die Seele und den Glaubensgehorsam. Diese Bedeutung wandelt sich in der Barockzeit, in der sie auch für Liederlichkeit stehen können."

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  3. Dieser Jutube Algo... Fühlt sich an wie ein Klatschheftli aus der Eso-Ecke
    https://www.youtube.com/watch?v=TgXa4Aoobns

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