Freitag, 20. März 2020

Animekritik: "Eureka Seven" (2005)


Produktion

StudioBonesOriginaltitelKōkyōshihen Eureka Sebun  交響詩篇エウレカセブン
RegieTomoki KyōdaRelease (J)2005
Drehbuch*                                      Publisher (D)      Nipponarts
MusikNaoki SatōLaufzeit50 Episoden / ca. 1250min

Genre: Mecha, Romantik, Action, Science Fiction, Shōnen



Zusammenfassung

Renton   |    Eureka    |    Nirvash

Trotz vorhandenem Interesse am Mecha Genre, hat die Jury die Serie "Eureka Seven" auf die lange Bank geschoben. Damals günstig ergattert, verstaubten die Discs seither im Archiv.

Grund dafür ist die schiere Laufzeit dieser Produktion, noch dazu in einem Shōnen Setting, das dümmliche, eindimensionale Nebencharaktere, eine absurd unrealistische Kleinwelt voller pubertärer Witzigkeit und in Klischees getränkte Hauptfiguren, sowie eine ganze Wagenladung Füllerepisoden zu verheissen droht.

Eine Serie mit rund 20 Stunden Spielzeit muss schon einen richtig starken Plot und viel Substanz bieten, ansonsten will ich mir sowas nicht antun. Anders siehts freilich bei Shows mit in sich abgeschlossenen Episoden aus, als Beispiel "die Simpsons", "Magical DoReMi", "Detektiv Conan", sowas kann im Prinzip endlos laufen. "Eureka Seven" hingegen erzählt eine grosse Geschichte über 50 Episoden hinweg, was ich im ersten Moment als Zumutung empfinde. Denn ganz bestimmt könnte man die Sache auch zügiger und in konzentrierter Form über die Bühne bringen, ohne das dem wesentlichen Gehalt was abgehen würde.

Enstprechend genervt bin ich dann auch über verzichtbare Seitenplots, die die Hauptgeschichte in keinster Weise vorantreiben und komplett gestrichen werden könnten, und ob den typischen, überflüssigen Füllerepisoden: der "Hey, lasst uns doch mal Bikinis anziehen und Sandburgen bauen, hihihi" Tag am Strand, oder die "Hey, heute ist das Schulfest!" Episode mit der obligaten Feuerwerkszene "I-Ich...  I-Ich *Knall* liebe dich! - Was?! - Ach, gar nichts..."

Die grosse Frage lautet also: Bietet "Eureka Seven" genügend Substanz für 50 Episoden? Jein.



Plot: 6/10

Renton, ein Junge aus nebulösen Familienverhältnissen, enpuppt sich als das gesuchte Wunderkind, das zusammen mit der mysteriösen und roboterhaften ("W-was ist Liebe?") Heldin Eureka den Mecha Nivash steuern soll. Fortan ist er Teil der Rebellentruppe "Gekkostate", die in einem geklauten Raumschiff, unter der Führung eines Typen namens Holland, umherfliegt und die Regierungsarmee bekämpft. "Der fliegende Holländer", wie amüsant.

Nebst den sehr farbenfrohen und durchaus passablen Kampfszenen, dreht sich die Geschichte primär um die romantische Beziehung zwischen Renton und Eureka, die in einem sehr schnulzigen Finale ihren Höhepunkt findet.

Die Hintergrundgeschichten der Hauptcharaktere sind überraschend interessant und ganz nett miteinander verwoben. Gut gemacht! Die betont multiethnische Restbesatzung des Rebellenraumschiffs "Gekko" liefert kaum mehr als Comic Relief (vermeindlich lustige Erheiterung zur Auflockerung der Dramatik) und hätte komplett gestrichen werden können.

Nebst Kugelerde Programmatik ("Die Erde ist ja wirklich rund!" - Renton, im Space) provoziert die Serie mit einer kunterbunten Patchworkfamilie in der Hauptrolle (Bild) und der international-sozialistischen Idee, man müsse Mauern überwinden und das Verschiedene zwingend in Liebe vereinen, um Weltfrieden zu schaffen. Das ist der Kern und das Finale der Geschichte. Wie nett.

Und natürlich - wir haben hier nur eine Shōnen Serie. In meinem Alter angelangt ist aber nunmal alles politisch und entsprechend zu beurteilen, selbst und gerade! eine Show, die sich primär an Halbstarke richtet.

Wenn man als Zuschauer mit dem Bösewicht d'accord geht und seine Endlösung begrüsst, in der die Menschen sämtliche Scub Corals (die Feinde) ins Glas schicken, vernichten und auslöschen sollen, dann ist dieser Zuschauer mit dem präsentierten Finale nicht wirklich kompatibel. Dann vermag der Regenbogen nicht zu zünden, ich bin zu alt für solch naive Fantasien. Entsprechend enttäuscht war die Jury vom präsentierten Schluss. Zumal man diese Quintessenz auch in lediglich 26 Episoden hätte erreichen können.

Abgesehen vom überflüssigen Comic Relief ist der Plot "OK", auch liefert die Story zwischen Renton und Eureka einige wirklich rührende und manchmal auch amüsante Szenen, die für eine Träne im Knopfloch sorgen. Überaus gelungen ist die Arc mit den Nebencharakteren Charles und Ray, bei denen Renton kurzzeitig Gast ist; die Zwei wirken sympathischer und nachvollziehbarer als die gesamte Crew von "Gekkostate".


Charaktere: 6/10

Eureka   |   Renton   |   Holland   |    Talho   |   Anemone   |   Dominic

Der anfänglich nahezu seelenlos wirkende Hauptcharakter Eureka durchläuft eine emotionale Entwicklung, natürlich durch "die Liebe" zu Renton, hin zum menschlichen Dasein. Das ist nun wirklich nichts neues, aber soweit ganz "OK" umgesetzt. Im Mittelteil aber dauert ihre apathische Phase viel zu lange, das nervt.  

Renton als männlicher Hauptcharakter funktioniert nur bedingt, irgendwie fehlt was. Die Kommandeur der "Gekko", Holland, ist unsympathisch von Anfang bis Ende, was spätestens dann zum Problem wird, wenn sein (Spoileralarm!) grosser Bruder, der eigentliche Bösewicht, weit imposanter wirkt.

Die Nebencharaktere der Besatzung sind verzichtbar, besonders der schwarze Basketballer und der alte Russe mit seinem Käppi (wer ist der Typ, wird er jemals vorgestellt?) wirkt völlig deplatziert.

Die ´bösen´ Spiegelcharaktere Anemone und Dominic (zu Eureka und Renton) hätte man auch streichen können, ihre ganze Arc mit "dem zweiten" Nivash womöglich.

Aus Talho hätte man weit mehr machen können und müssen, als das eifersüchtige Dummchen, das Holland nachrennt. Das Neon Genesis Bestgirl Misato, Blumen und ein Sixpack gehen raus!, sollte als Mustervorlage für einen coolen weiblichen Charakter gelten. Hier hat man alles richtig gemacht! Talho hingegen möchte man mehr als einmal eine Faust verpassen, denn ihre Art nervt, ihre spätere Devolution zündet nicht.


Artwork: 8/10

Vermutlich das Beste an "Eureka Seven" sind das Artwork und die Animationen, hier lässt sich nur schwer meckern. Die Mechas sehen cool aus, ebenso die Raumschiffe, die mal an einen Schwan, mal an einen Kranich erinnern.


Gesamteindruck:

Bis Episode 26 wirkt "Eureka Seven" wie ein gelungener Mix aus "Neon Genesis Evangelion" und "Gurren Lagann" und verheisst grosses Potential - das in der Folge jedoch nicht ausgeschöpft, sondern verschwendet wird.

Bald fühlte ich mich als Zuschauer an die unsägliche, ätzende, langweilige, lächerliche ehepaar-eske Story der Hauptcharaktere aus "Sword Art Online" erinnert, die besagtem Anime schon erfolgreich das Genick brach. Die Laufzeit ist viel zu lang bemessen, hier wäre weniger mehr gewesen. Tröstend wirkt das gelungene Artwork, es macht Spass dem zuzusehen, auch kann der Plot in manchen Momenten wirklich überzeugen und mitreissen.



Wertung:

7 /10



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