Samstag, 5. Dezember 2020

Animekritik: "Boogiepop and Others" (2019)


Produktion

StudioMadhouseOriginaltitelブギーポップは笑わない Boogiepop and Others
RegieShingo Natsume            Release (J)2019
Drehbuch   Tomohiro Suzuki
Publisher (D)      AniMoon
MusikKensuke Ushio
Laufzeit18 Episoden, ca 425min


Genre: Mystery, Psychological, Horror

 

Zusammenfassung
 

Was für ein prätentiöses, auf Krampf mysteriös erscheinen wollendes Machwerk!

Die Mängelliste ist lang, *blätter, blätter, blätter*, darum wollen wir mit dem positiven Punkt von "Boogiepop and Others" (2019) beginnen:

Die Klangregie! Das Sounddesign! Zwar lösen weder das Intro- noch das Outrothema Begeisterungsstürme aus, aber die Soundabmischung der Episoden ist grandios gelungen! Gebt diesem Sounddirector einen Orden! Das Zusammenspiel von Atmosphäre, Hintergrundmusik und Soundeffekten ist eine Pracht!

...eine Pracht, die lediglich durch unmotivierte Deutsch-Synchronsprecher ruiniert wird. Bedauerlicherweise machts der Originalton (mit UT) nicht besser - auch hier fehlts an Einsatz, zudem wirken die Stimmen falsch gecasted, nicht zu den Charakteren passend gewählt. Der Bequemlichkeit halber hat die Jury letztlich den deutschen Dub vorgezogen.

 

Von Studio Madhouse ("Death Note", "Claymore", "Parasyte") darf man ein AAA-Niveau an Animationskunst erwarten, sollte man meinen. Insbesonders, da der Potsdammer Publisher AniMoon (auf der Umschlagrückseite) prominent mit besagtem Studio flext. Leider scheint das Produktionsbudget sehr beschränkt gewesen zu sein: noch weniger FPS, noch weniger Bilder pro Sekunde, und man würde einen Comic lesen! Die Animationen wirken hakelig, ruckartig und hölzern. Mit Ausnahme einiger sehr gelungenen Szenen und Sequenzen, wurde auf die Hintergründe nicht sonders Wert gelegt, es fehlt an Tiefe und Details. Da fehlts an Seele, da fehlts an Leben, das wirkt zu steril.

Auch stört die überlokalisierte deutsche Bearbeitung. Ich begrüsse Texteinblendungen sehr, die mir japanische Schriftzeichen im Originalbildinhalt übersetzen und dadurch auf minimal invasive Weise verständlich machen. Was die Jury hingegen nicht mag, das ist der (wenn auch überraschend gut gemachte:) Austausch von partiellen Bildinhalten mit deutschen Übersetzungen. Als würden Japaner sich gegenseitig deutsche Textnachrichten aufs Handy schicken, als wären japanische Schilder und Wegweiser in deutscher Sprache beschriftet! Hier wäre weniger weit mehr gewesen.

Die 18 Episoden teilen sich auf in 4 Arks, in vier unterschiedliche Handlungsstränge (und Spannungsbögen), als deren verbindendes Element der Hauptcharakter "Boogiepop" in Erscheinung tritt. Seine Motivation und die Natur seines Wesens bleibt schleierhaft, denn erklärt wird überhaupt nix - ja, wunderbar! So kann man natürlich auch "Mystery" erzeugen, Riesenleistung, wow! "Boogiepop" taucht "immer da in der Welt auf, wo Böses und Unrecht geschieht" - womit natürlich lediglich die kleine Welt der jeweiligen Akteure gemeint ist. Es fehlt diesen Erzählungen hinten und vorn an Kontext, was eine sinnvolle Einordnung des Geschehens verunmöglicht. 

Womöglich liegt das daran, dass "Boogiepop and Others" die 2. Staffel einer Serie ist, deren Vorgänger "Boogiepop Phantom" im deutschen Sprachraum nie lizenziert und veröffentlicht wurde. 

Während die ersten 2 Arks noch Hoffnung machen, Potential vermeindlich verheissen, können die weiteren 2 Arks nur Enttäuschung bereiten. Das macht keine Freude. Im Aufbau erinnert "Boogiepop and Others" an "Bakemonogatari" (2009), erreicht aber nicht annähernd dieses Level an Kreativität und Mysterium.

 

Die Atmosphäre und das Sounddesign machen dieses Werk bedingt sehenswert, aber mehr ist da leider nicht. Schade, die Jury hat sich grösseres von dieser Produktion erwartet.


Wertung:

6.5 / 10
 
 

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