Aus einiger Distanz betrachtet erscheint das System Demokratie überaus gerecht und fair. Man kann gar zum Eindruck gelangen, das Volk sei in einer Demokratie nicht wirklich beherrscht, sondern es beherrsche sich quasi selbst, durch freiwillig gewählte Staatskassenbediener. Demokratie wird gleichgesetzt mit Freiheit, das System macht uns zu "freien Bürgern". Die Schweiz kennt gar die direkte Demokratie, das scheinbare nonplusultra des Beherrscht werdens.
Wiki: "Demokratie bezeichnet einerseits das Ideal einer durch die Zustimmung der Mehrheit der Bürger und die Beteiligung der Bürger legitimierten Regierungsform, der „Volksherrschaft“."
Zu allen Zeiten wurde die grosse Masse von einer kleinen Minderheit beherrscht und ausgenommen, niemals hat sich daran etwas geändert. Tatsächlich ist "Demokratie" nur eine neuere Verkleidung des ewig gleichen Herrschaftsprinzips, vermutlich aber die ausgefuchsteste. Die "Freiheit der Bürger" geht einher mit massiver Manipulation, ja der Kreation einer Scheinwelt zur Polarisierung der Beherrschten, damit sie sich auch wie gewünscht verhalten. Denn kein Herrschaftsprinzip wäre so bescheuert und fahrlässig, die Gewalt / Herrschaft tatsächlich in die Hände der Beherrschten zu legen, so naiv wird wohl keiner sein. Es soll aber so aussehen, als hätten die Beherrschten das Heft selbst in der Hand. Dazu muss ein ISIS-Schleier aufgezogen werden, damit das Volk / die Sklaven - denn nichts anderes sind wir - nicht rebellieren.
Wie aber kann man ernsthaft etwas daran falsch finden, wenn die Mehrheit des Volkes bestimmt, wo die Reise hingeht?
Ebenda liegt der Hund begraben, die grosse Täuschung, der Trick der Demokratie. Es scheint nur eine Nebensächlichkeit zu sein und, kurz angedacht, selbstverständlich:
Gezählt werden alle Stimmen für JA.
Gezählt werden alle Stimmen für NEIN.
Und nun der Trick:JA + NEIN Stimmen = 100%Nicht gezählt werden alle nicht abgegebenen Stimmen.
Demokratie gaukelt einen Mehrheitsbeschluss vor, der gar keiner ist. Jeder Schweizer, die in ihrer Gemeinschaft "das Volk" ausmachen, hat eine Wahlstimme. Also müsste bei einer Volksabstimmung mit Mehrheitsbeschluss auch jede Stimme gezählt werden, folglich:
JA + NEIN + Nicht abgegebene Stimmen = 100%.
Dies aber ist nicht der Fall, weil das Prozedere eben keine Volksabstimmung, sondern eine Systembestätigung ist. Man ahnt es bereits, wer die tatsächliche Mehrheit bei Abstimmungen ausmacht - all jene, die sich nicht am System beteiligen, das einer kleinen Machtklique die Herrschaft ermöglicht. Doch all jene werden schlicht nicht gezählt, weil das System, die Illusion von "Wahlfreiheit / Mehrheitsgerechtigkeit" sonst nicht funktioniert. Natürlich könnte man den Wahlzettel auch leer einwerfen, Folge: wird nicht gezählt.
Wir sind in einer Schlangengrube gefangen, haben es mit Schlangen zu tun. Schlangen umwinden allmählich die Beute, rauben ihr Luft und Bewegungsmöglichkeit. Wir sind längst komplett eingewickelt, besinnungslos, hilflos ausgeliefert, und bemerken das falsche Spiel nicht. Mehr noch - wir trauen der Schlange! Verteidigen sie, sind stolz auf ihre Züngeleien! Sind geschult darin, Demokratie als einzig richtige und freiheitlichste Staatsform überhaupt zu begreifen, sodass eine grundsätzliche Systemkritik geradezu absurd erscheint. Aber sehen wir genauer hin:
Beispielhaft die Beteiligung an den Nationalratswahlen im Zeitraum 1971-2007:
Die Statistik beginnt vermutlich im Jahr 1971, weil seit diesem Zeitpunkt auch Frauen abstimmen und wählen dürfen. Gehen wir nun von einem tatsächlichen Mehrheitsbeschluss aus, wäre seit 1971 kein einziger Nationalrat mehr in Amt, Würde und Diät gewählt worden. Das Volk hätte die Politik blockiert. Hätte, wohlgemerkt, würden denn alle Stimmen gezählt. So aber
hat das Volk gar keine Wahl, als so oder so JA zum System zu sagen.
Ist doch völlig egal was bei Abstimmungen / Wahlen rauskommt, Köpfe kommen und gehen - sie alle gehören zum System;
Das einzig Entscheidende ist, dass das System funktioniert, und die Herrschaft einer elitären Minderheit über alle Anderen (die Untergeordneten, die Beherrschten, kurz die "freien Bürger") gewahrt bleibt.
Und dafür garantiert das System "Demokratie" auf perfide Weise. Sehen wir uns die Statistik der Abstimmungen seit dem Ende des 2.Weltkrieges für ZION an (1948 - 2007), zeigt sich ein ganz ähnliches Bild:
Die durchschnittliche Wahl- / Abstimmungsbeteiligung in der Schweiz liegt bei rund 50%, JA + NEIN Stimmen halten sich idR etwa die Waage, zB (entsprechend) 26% : 24%. Auch in diesem Fall wäre die Schweizer Politik seit Jahrzehnten blockiert, hätte denn tatsächlich die Mehrheit des Volkes das Sagen.
Führen wir uns die reale Demokratie vor Augen, überspitzt, aber mE treffend: Auf einem Pausenplatz sind 100 Kinder. Darunter der herrische Elias, der über alle anderen Kinder Chef sein will. Elias hat 10 Freunde und will sich zum Chef wählen lassen. Also verteilt er 99 Wahlzettel. Die 89 anderen Kinder aber finden den Elias doof, nehmen ihn gar nicht ernst und werfen den Zettel einfach weg. Es kommt zur Auszählung, nun repräsentieren die 10 abgebenen Stimmen 100%, also "die Schüler" ("die Schweizer"). Und das Ergebnis der "Schülerwahl" ("Volkswahl"):
7 sagen JA
3 sagen NEIN
und
89 werden nicht gezählt.
Mit der grossen Zustimmung von 70% zum Chef über alle Schüler gewählt: Elias. Hurra!
Und zum Schluss noch dies -
"... Sie müssen sich freimachen von der Vorstellung dass die Demokratie schlechtweg etwas Ideales sei. Demokratie hat viele, viele Schattenseiten und Schwächen und Versuchungen. Und trotzdem hat Churchill recht: Die Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von denen, die wir schon vorher ausprobiert haben.
Aber ideal in dem Sinne, dass Demokratie eigentlich unfehlbar sei, das zu glauben ist ein schwerer Irrtum."
- Altkanzler Helmut Schmidt in einem Interview mit Sandra Maischberger im Februar 2002