Mittwoch, 20. November 2019

Animekritik: "HELLSING" (2001)



Animekritik: HELLSING


StudioGONZOOriginaltitelHELLSING / Herushingu ヘルシング
RegieYasunori Urata                     Release (J)2001
DrehbuchUmanosuke IidaPublisher (D)      OVA Films
MusikYasushi IshiiEpisoden13 / ca. 390min

Genre: Horror, Fantasy, Seinen



PROLOG


Abb. 1.1  Die Jury aus alten weissen Männern beim Screening, 2019 (coloriert)


Lange Zeit über hat die Jury diesen Anime mit Nichtbeachtung bedacht. Nach der geglückten Acquisition (für nichtmal 10 Franken, alle 4 DVDs, da jubelt der Hausverstand!) weiter vor sich her geschoben. Denn es handelt sich hierbei wohl um einen Klassiker, um eine dieser muss-man-gesehen-haben! Produktionen, jedoch: die Jury mag gar keine Vampirgeschichten.

Noch nie im Leben hab ich was vernünftiges mit Vampirbeteiligung gesehen! Der Vampir ist der Akademiker unter den Zombies, auf ätzende Weise passiv-aggressiv und als vermeindlicher Overlord viel zu limitiert.

Der Vampir-Anime "Dance in the Vampire Bund" (Shaft, 2010) war gar so schlecht, dass diese Serie hier nicht gelistet wird. Niemals! Die Hürde für eine Ranglisteneintrag liegt bei einer gefühlten 5/10, "DitVB" kriegt von der Jury eine wohlwollende 3/10 und somit keine Platzierung.

          Vampire machen einfach jede Geschichte zur Schmockstory. Genau wie Studio Gonzo!
Da haben sich aber zwei gefunden! Das ist ein MATCH MADE IN HELLSING!




ZUSAMMENFASSUNG


Wir wollen das Positive zuerst benennen und angemerkt haben: es werden Schusswaffen verwendet, es wird geballert und zerfetzt. Wenn es denn mal dazu kommt, sind diese Szenen durchaus gelungen. Bieten aber dennoch viel zu wenig, um sich als "Gore-Fest" den goldenen Passe-par-tout abzuholen. Um eine Relation zu geben: die ersten 5 Minuten von "Elfen Lied" haben diesbezüglich mehr zu bieten, als "HELLSING" in knapp 400 Minuten. 

Hochzuloben ist der Soundtrack, die Hintergrundmusik! Vermutlich eher unfreiwillig wird dadurch ein Hauch von Arthouse injiziert, - denn auf die Idee, eine Vampirgeschichte mit jazzender Rockmusik zu unterlegen, muss man erstmal kommen! Das wirkt überraschend gut.

Besonders, weil die Musik nicht zum Bildinhalt / zur Szene passt, sondern, ohne erkennbare Absicht und eher random, zur Untermalung abgespielt wird. Das bewirkt so eine künstlerisch-geladene Distanz, zwischen Objekt und Betrachter, ARTE liebt diesen Trick.

Man könnte diesen Soundtrack gut auch sich anhören, ohne den Film zu sehen oder gar zu kennen! Die Hintergrundmusik ist spitze! Ab nun gehts bergab:

Seras Victoria                                                                                               Alucard

Das grosse Problem von "HELLSING" ist der Hauptplot, der grosse Spannungsbogen, die grosse Main-Arc, die von der ersten bin zur letzten Episode fesselt! Denn sowas kennt diese Serie nicht. Ward bei Gonzo wohl vergessen gegangen, man weiss es nicht. Die ersten 6 Episoden täuschen wohl noch einen Plot an - jedoch wird dieses frühe Gestrick in den restlichen Episoden fallen gelassen und nicht weiter ausgeführt. Es macht ganz den Eindruck, als hätte man diese Produktion ursprünglich für 26 Episoden angelegt, nach den ersten 6 Folgen aber beschlossen, die Sache auf 13 zu begrenzen. Denn die folgenden Gegner werden nur noch durchgespult, sie geben sich quasi die Klinke in die Hand, ohne das dem Zuschauer ein Background zu diesen Charakteren vermittelt wird. Dadurch bleiben sie leider farblos und das durch die ersten Episoden noch geschürte Interesse an der Story geht gänzlich flöten.

Es wüten feindliche Alpha-Vampire (mit untotem Anhang) random durch Szenerien, um schliesslich vom Obervampir Alucard, der in der Organisation "HELLSING" auf Seiten der Menschen streitet, zerstört zu werden. Das ist alles, das nach 13 Episoden hängen bleibt. Alucard ist dermassen OP, dass selbst dann, wenn ihm vom Bösewicht der Kopf abgetrennt wird, er sich noch rekonstituieren kann - um bald darauf, natürlich als Sieger, aus dem Kampf hervorzugehen.

"HELLSING" fehlt es an Spannung und Tiefgang, eine Charakterentwicklung findet nicht statt. Wie auch, denn es gibt ja keinen Plot! Die Hauptcharaktere bleiben wie statisch in ihrer Rolle, Alucard ist immer der coole Badass, Seras ist immer die devote Dienerin - hier fehlt schlicht die Seele.

Die Sache mit dem "Freak-Chip", diese Plot-Device, die aus Menschen quasi künstliche Vampire macht, hätte durchaus Potential - aber es wird ja nichts draus gemacht, dieser Faden wird aus unerfindlichen Gründen nicht weitergesponnen. Die Sache mit den vatikanischen Vampirjägern, die zugleich die Vampire, die gleichsam von "HELLSING" gejagt werden, vernichten wollen, aber ebenso die protestantische "HELLSING"-Organisation selbst - daraus hätte man wirklich was grosses spinnen können! Leider nein, leider gar nicht. Stattdessen folgt mit Episode 13 ein sehr abruptes Ende, das rein gar nichts erklärt. Gonzo hat gar die Frechheit, den Anime mit Texttafeln zu beenden!

Das ist etwa so, als würde man ein Buch mit einer Abfolge von Illustrationen beenden, statt die mühsamen restlichen Kapitel noch zu tippen.

Da man ins Design der zwei Hauptfiguren sichtbar Arbeit investiert hat, scheint das Budget für Hintergründe und Nebenfiguren keine grossen Sprünge mehr zugelassen zu haben. Alle weiteren Charaktere wirken blass und uninteressant, die Szenerien wenig reizvoll. Und à propos reizvoll - weshalb Seras Brustumfang proportional zur Episodenzahl anwächst, das wird wohl für immer ein Geheimnis der Zeichner bleiben .


"HELLSING" hinterlässt den Eindruck einer Serie, die sehr viel Potential verschenkt, zugunsten eines zügigen Abpfiffs. Hier wäre weit mehr dringelegen. Viele Torchancen, dennoch zu Null gespielt. Hohe Bälle und zahlreiche Flanken in der 1. Halbzeit wurden nicht verwertet, in der 2. Halbzeit wurde der Ball nurmehr flach gehalten. Das scheint mir wie eine treffende Zusammenfassung dieses Spiels.



Aber, wie der Fussballgott es gebietet: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel! Denn ich kann schon mitfühlen, warum diese Produktion als "musst-du-gesehen-haben!" gilt, weil "HELLSING" hat was. Irgendein appeal ist da, der selbst den Rape durch Studio Gonzo überstrahlt.

Alle Hoffnung der Jury liegt darum nun auf "HELLSING ULTIMATE", einer 10 OVA's umfassenden Neuauflage, gewisserart, die an 3 verschiedene Studios zur Produktion vergeben wurde - und keines davon ist Studio Gonzo. "HELLSING ULTIMATE" soll um Längen besser sein, wir werden sehen.




POSITIV

* ein cooler Hauptcharakter
* gelungener Soundtrack
* gesunde Härte in Kampfszenen

NEGATIV

* es gibt keinen Hauptplot, keine Charakterentwicklung, nur sporadische Actionsequenzen
* zu abruptes, unverständliches Ende, viele Fragen bleiben unbeantwortet
* das Artdesign konzentriert sich auf die Hauptcharaktere, Hintergründe und Nebenfiguren bleiben blass und unwesentlich


WERTUNG

5/10






9 Kommentare:

  1. Kennst du mirai Nikki und wenn ja wie findest du es?
    J.T.

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    1. Mirai Nikki hab ich bislang noch nicht gesehen, aber vorgemerkt, denke der Plot könnte mir gefallen. Wird hier definitiv noch kommen, weiss aber nicht wann.

      Für dieses Wochenende schwanke ich noch zwischen "Accel World", "Beyond the Boundary" oder "Gangsta", hab mich noch nicht entschieden.

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  2. Ich kann den Ring nicht deuten, vielleicht eine Idee? https://www.youtube.com/watch?v=cHAEAKF2jzo#t=01m51s

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    1. https://share-your-photo.com/img/61077428a6.jpg

      der Löwe, einziges Tier im Tempel Salomons.

      http://noicon101.blogspot.com/2018/05/beim-konig-von-danemark.html

      denke der Ring aus deinem Video zeigt das Pentagramm=Pentateuch=5 Bücher Mose=Das Gesetz.
      Also das gleiche was der Löwe symbolisiert- der König-das Gesetz.

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    2. Im Vid trägt er einen Freimauerring, nicht diesen Silbernen oder Weißgold Löwen, eher ein Davidsstern oder so ähnlich.

      https://de.share-your-photo.com/ed0e05a105

      LG MW

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  3. Nun,auch Animewesen kennen viele kosmetische Tricks,die Frage ist nur ob das Implantat unter der Haut oder unter dem Anzug angebracht ist.Meine orientalisch und püppchenhaft anmutende Friseuse meinte ,daß in ihrem Bekanntekreis alle irgendwie chirurgisch getuned sind,sogar die Männer mit Haarimplantaten.Sie ist jetzt wegezogen und zum Abschied habe ich ein Küsschen bekommen - Huch.

    Für ein ungeliebtes Subjekt ist die Kritik aber ziemlich professionell geworden und langsam bekomme ich den Verdacht,daß C. schon längst aus Japan grüsst,als Ehrenbürger sozusagen wie der J. aus den Phillipinen.

    Achsososo, Hell-Sing- Höllengesang- ist mir noch nie so aufgefallen

    Gruss,immer noch vom Niederrhein
    Hardy

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  4. https://www.tvspielfilm.de/tv-programm/sendung/ein-jude-als-exempel,5d975c0d81896522fabc444e.html

    über den hauotdarsteller dieses Films hattest du mal einen Beitrag anlässlich seinens Todes gemacht.....

    der Film passt ins Bild.

    VG

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