Dienstag, 21. Januar 2020

Animekritik: "AnoHana - Die Blume, die wir an jenem Tag sahen" (2011)

Naruko | Chiriko | Menma | Tetsudō | Atsumu | Jinta

Produktion


StudioA1 PicturesOriginaltitelAno Hi Mita Hana no Namae o Bokutachi wa Mada Shiranai
RegieTatsuyuki Nagai          Release (J)2011
DrehbuchMari Okada         Publisher (D)      Peppermint
MusikRemediosLaufzeit11 Episoden / ca. 260min

Genre: Drama, Coming of Age, Supernatural



Zusammenfassung



"AnoHana" war nun schon länger auf meiner To-Do-Liste, primär weil Forger diesen Anime lobend erwähnte und als Zitat "krassesten Tearjerker (etwa: "Tränendrücker") der Animeszene" bezeichnete.

Und, ja, auch diesem Vietnamveteranen sind tatsächlich die Tränen gekommen. Ich habe nicht geweint, nicht in dem Sinn, aber auch starke Männer können weinen. Meine Güte, die Tränen schiessen halt in die Augen, man ist ja kein empathieloser Eisblock. Ich finde, das ist völlig in Ordnung, auch als Mann solche Emotionen zu empfinden. Aber da ist dann auch schon die Grenze erreicht, ab der ein Mann noch ein Mann ist. Es reicht, wenn die Tränen in die Augen schiessen, aber man muss dieser Emotion ja nicht auch noch zwingend Ausdruck verleihen, wie das Weibsvolk und kleine Kinder. Und so unzeitgeistig diese Sicht auch erscheinen mag, braucht mir keiner was zu erzählen: eine weinende Frau weckt in den Augen des Mannes wohl einen Beschützerinstinkt; ein weinender Mann hingegen weckt in den Augen der Frau ganz was anderes, und das völlig zu recht. Tränen sind noch ok, das ist menschlich, aber ein richtiger Mann weint nicht, Punkt. Doch kommen wir zurück zum Anime:

Manchmal bereut man das investierte (sag: verballerte) Geld, das für die zwanghaft-zwingende Akquirierung einer Animeveröffentlichung auf DVD draufging. Stichwort: "Sword Art Online". Insbesonders aus dem Katalog des Publishers Peppermint Anime, der in seiner Preispolitik nun so gar keine Skrupel zeigt, dem interessierten Spinner auch noch die letzte Tasche zu leeren.

Aber immerhin hat man diesen Halsabschneidern einen deutschen Release zu verdanken - und so sei hier zur Ehrenrettung auch angemerkt, dass man sich bei Peppermint Anime wirklich Mühe bei der Verpackung, Umsetzung und Untertitelung der lizenzierten Produkte gibt.

In Sachen "AnoHana" bereue ich keinen einzigen, auf den virtuellen Kassentisch gelegten Kreuzer, denn diese Serie ist wirklich gelungen und muss im Archiv präsent sein. Regisseur Tatsuyuki Nagai zeichnet auch für den rührenden Animefilm "The Anthem of the Heart" verantwortlich, bei dem gleichsam ein Ereignis in der Vergangenheit zum zentralen Moment des Präsens wird. Die Jury nimmt Notiz davon, dass manche Regisseure zum immer gleichen Thema Filme machen. Bei Kōichi Mashimo ist es die Amnesie, bei Satoshi Kon der innere Zwiespalt, bei Makato Shinkai die innere wie äussere Distanz, bei Hayao Miyazaki müssen Flugzeuge vorkommen. Kommen wir nun zur eigentlichen Kritik zu "AnoHana - Die Blume, die wir an jenem Tag sahen":


Plot: 8/10

Ein für die persönliche Entwicklung der fünf Hauptcharaktere prägendes Ereignis in der Vergangenheit wirft lange Schatten, bis in die Gegenwart der Erzählung. Die zentrale Figur "Menma", Meiko Henma, ist im Kindesalter durch einen Unfall verstorben, allerdings als Geist im Diesseits verblieben - weil ihr grösster Wunsch (noch) nicht erfüllt wurde. Jeder Charakter hält sich insgeheim verantwortlich für den Tod Menmas und nagt daran. Dieses eingebildete Schuldgefühl treibt ganz individuelle Blüten, insbesonders beim Charakter Atsumu. Unser Held Jinta kann Menmas Präsenz wahrnehmen und will, getrieben vom eigenen Schuldempfinden, ihren grössten Wunsch, quasi post mortem, erfüllen, damit Menma endlich in den Himmel erlöst werden kann.

Der Plot wirkt im Rahmen der Erzählung solide und bietet genügenden Wendungen und Cliffhanger, um den Spannungsbogen über 11 Episoden aufrechtzuerhalten. Die emotionalen Höhepunkte sind grossartig gesetzt, wirken sehr berührend, hier liegt die grosse Stärke dieses Anime.

Aufgrund des völlig unnötig integrierten Fanservice in den ersten Episoden, will die Jury den Anime abwerten. Denn gerade dieser deplatzierte Fanservice ist die grösste Schwäche dieser Produktion. Ich hab nicht grundsätzlich ein Problem mit derartiger Würze - nur es muss halt zum Kontext, zur Artigkeit der präsentierten Erzählung passen. Das Gewürz muss zur Speise passen, das ist der Punkt, und zu einer Geschichte wie "AnoHana" passt Fanservice nunmal überhaupt nicht, nichtmal angedeutet. Zum Glück scheinen das Produzenten nach Episode 3 selbst bemerkt zu haben.

Dennoch wirkt der Plot überzeugend, die parallele Erzählung von Gegenwart und Vergangenheit greift sehr gut ineinander. Aufbau und Story funktionieren und bieten in der letzten Episode ein gelungenes Finale, eine ergreifende Auflösung der Geschichte. Eine 8/10 scheint mir angemessen.


Charaktere: 8/10


Das Grundkonzept wirkt etwas konstruiert. Würde im RL der Tod eines Erstklässlers, mit dem du damals die Schule besuchtest, dich wirklich heute noch kümmern? Tief beeinflussen? Denn wir erleben hier 5 Charaktere, die völlig auf diesem Ereignis hängen geblieben sind, deren Psyche sich quasi zentral um das damalige Ableben dieser Menma dreht. Bei Menmas Mutter wirkt das noch am glaubhaftesten, sowas ist gut vorstellbar. Aber bei all den anderen Charakteren, die in den seit damals vergangen 10 Jahren ihrerseits erwachsen wurden, viele neue Erfahrungen machten, neue Menschen kennenlernten, ihr Leben lebten? Eher weniger.

Trotzdem: im gebebenen Rahmen, innerhalb dieses Konstrukts, wirken die Charaktere glaubhaft, ihre Beweggründe und Verhaltensweisen sind nachvollziehbar.

Im Lauf der Geschichte gewinnt jede der 5 Hauptfiguren an Tiefe, wir lernen mehr über ihren individuellen Bezug zu Menma kennen. Bei Jinta findet eine (wohl sehr beschleunigte, aber immerhin:) Charakterentwicklung statt, vom rumhängenden, schüchternen Verweigerer, hin zum engagiertern, selbstaufopferungsbereiten Macher. Angesichts seiner Vorgeschichte, als damaliger Anführer der Kindergruppe, findet er bis zum Finale gewisserart 'zu sich selbst (zurück)', ist doch wunderbar.

Insgesamt also wirkt es wohl etwas konstruiert, dennoch bieten die Charaktere, was ich von einer guten Story erwarte: eine individuelle Tiefe der einzelnen Charaktere sowie eine Charakterentwicklung der Hauptfigur.


Drama: 9/10

Worin nun genau der grosse Wunsch von Menma besteht (der sie von der Erlösung trennt und noch an ihre Erdenpräsenz bindet), das weiss sie selbst nicht so genau. Als Zuschauer findet man das gewisserart im Gleichschritt mit ihr raus, Episode um Episode, das ist sehr gut gelungen. Jeder einzelne Charakter hat sein ganz persönliches Drama, aus seiner Wahrnehmung heraus, das ihn an Menma bindet, das wird in gerademal 11 Episoden toll ausgearbeitet. Im Finale entlädt sich die ganze Dramatik, das ist wunderbar gelungen.

Der einzige Minuspunkt ist mE Menma selbst. Sie war/ist immer süss, immer lieblich, immer entzückend, Menma denkt nur an die Anderen, Menma ist ein reiner Sonnenschein. Das wirkt einfach nicht echt. Vieleicht erleben wir aber auch nur eine imaginierte Version von "Menma", eine glorifiziert, verklärte Erinnerung an diese Menma. Vieleicht erscheint sie deshalb so. Denn die erste Episode, bezüglich der Beziehung zwischen Jinta und Menma, legt durchaus nahe, dass es sich bei ihr nur eine mentale Projektion dessen handelt, der sich schuldig fühlt. Und dieses eminente Schuldbewusstsein an Menmas Tod trifft auf alle Hauptcharaktere zu, jeder trägt es in sich.

Vieleicht war auch das Teil der Idee, wer weiss. Jedenfalls: im gegebenen Rahmen funktioniert das Drama, Daumen hoch!


Gesamteindruck:

"AnoHana" hat mir sehr gut gefallen und gehört zwingend in diese Rangliste. Den Regisseur Tatsuyuki Nagai werde ich mir ab sofort merken, für den dramatischen Aufbau einer Geschichte scheint er ein Händchen zu haben. Es gibt in "AnoHana" keine Füllerepisoden, lediglich vereinzelte Szenen hätte man streichen, andere dafür etwas mehr vertiefen können. Der Gesamteindruck ist positiv, der Jury gefällts, "AnoHana" ist definitiv sehr empfehlenswert.



Wertung:

8 /10


5 Kommentare:

  1. Habe mal wieder neue Filme geguckt, Mumie 2017 und Code 8 aus 2019.

    Code 8 hat zwar viele Zahlenanspielungen 39, 36 usw. aber der hat mir echt mal gefallen, ich Spoiler jetzt nicht rum, der hat was.

    LG MW

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  2. https://indexexpurgatorius.wordpress.com/2020/01/22/pfarrer-bergoglio-fuehrt-die-islamisierung-europas-an-wir-muessen-ihn-stoppen/

    „Wir glauben nicht, dass es notwendig ist, ein etablierter Theologe zu sein, um die dämonische Natur des Islam zu erkennen. Ein wenig Intelligenz, ohne den Glauben belasten zu müssen, reicht aus, um zu verstehen, dass wir nicht gleichzeitig der Kirche und dem Islam dienen können, dh Christus und dem Antichristen. “

    „Welchen Dialog kann es mit dem Islam geben? Welche Beziehung besteht zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit? Welche Verbindung zwischen Licht und Dunkelheit? Welche Übereinstimmung zwischen Christus und Satan? Welche Verbindung zwischen den Gläubigen und den Untreuen? Die Kirche muss gegen den Islam kämpfen, weil sie direkt von dem bedroht wird, der den Auftrag hat, sie zu vernichten und zu ersetzen. Wer kann nach Christus kommen, wenn nicht der Antichrist? “

    https://www.youtube.com/watch?v=n3Au4VR3WNI

    https://www.youtube.com/watch?v=e5AAFLDSio4

    LG MW

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  3. "...man muss dieser Emotion ja nicht auch noch zwingend Ausdruck verleihen..",da ist sie wieder ! Wer? Die Kunst als Ausdruck- Jo,man kommt nicht daran vorbei und das könnte man jetzt weiterspinnen..

    Lg
    Hardy

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  4. wenn dir anohana gefällt solltest du dir ghost ound anschauen. änhliches thema. hat mir sehr gut gefallen! ist von einem bekannten studion das was gits gemacht hat glaub ich weiss aber den name nicht mehr.

    zao

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