Donnerstag, 18. Juni 2020

Animekritik: "Girls' Last Tour" (2017)


Produktion

StudioWhite FoxOriginaltitelShōjo Shūmatsu Ryokō  少女終末旅行
RegieTakaharu Ozaki        Release (J)2017
Drehbuch   Kazuyuki FudeyasuPublisher (D)      Universum Anime
MusikKenichiro Suehiro          Laufzeit12 Episoden / ca. 300min

Genre: Mystery, Abenteuer


Chito


Zusammenfassung

Genau nach sowas sucht und taucht die Jury tief, um die Perlen unter all dem Industriemüll zu finden. Kaufempfehlung geht raus, dieser Anime ist das Geld wert. Der Geschichte von "Girls' Last Tour" zu folgen gestaltet sich zudem sehr, sehr comfy!


Plot: 9/10

Leider endet die Geschichte noch ehe die Hauptprotagonisten Chito und Yuuri ihr eigentliches Ziel erreichen. Das ist mein einziger Kritikpunkt an einer ansonsten rundum gelungenen Präsentation.

Die Freundinnen (und womöglich Schwestern, die Anime-Handlung lässt das offen) Chito und Yuuri rollen auf einem Kettenfahrzeug durch eine postapokalyptische, scheinbar menschenleere Welt, die einen düsteren und harten Kontrast zur lichtvollen Präsenz der Hauptcharaktere schafft. Dieses Setting ist grandios gelungen!

Warum die Welt zerstört wurde, die Ruinen vormaliger Städte nun das Landschaftsbild prägen, all das bleibt offen. Vermutlich soll damit die Destruktivität "des Krieges an sich" angeprangert werden. Genauer: "die Idee" von Krieg.

Denn im Kern ist "Girls' Last Tour" keine Gesellschafts-, sondern eine Geisteskritik. Die Geschichte lädt dazu ein, das Leben, die eigene Präsenz in einer "Welt voller Wunder" neu zu begreifen, neu zu verstehen, neu anzugehen. Im Anschluss, an die bevorstehende totale Zerstörung, freilich. Thematisiert wird die existenziell prägende Gratwanderung zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Mut und Angst, Freude und Trauer. Das Leben zwischen Tag und Nacht.

Das sprichwörtliche "Hamsterrad" des irdischen Daseins kann niemals verlassen werden, auch dieser Umstand wird thematisiert: Selbst in einer völlig zerstörten Welt bleibt die Abhängigkeit bestehen. Tagtäglich sind Chito und Yuuri auf der Suche nach neuer Nahrung, nach neuem Treibstoff, nach einem neuen Schlafplatz - nur um einen weiteren Tag zu überleben... und am nächsten Morgen beginnt das Spiel von vorn. Zurück auf Los!

Vieles in dieser Geschichte wird sublim vermittelt, nur angedeutet, ohne gleich mit dem Finger drauf zu zeigen. Sehr angenehm, die Jury begrüsst diese Art der Vermittlung.


Chito       |       Yuuri

Charaktere: 9/10

Chi-chan und Yuu sind Verkörperungen dessen, was gemeinhin "den zwei Hirnhälften" zugesprochen wird. Chito agiert nüchtern, bedacht, sie handelt logisch und vorausschauend, sie fährt und steuert das Kettenrad. Yuuri reist quasi auf dem Beifahrersitz mit, sie ist verträumt, kreativ, lebt im Moment und interessiert sich primär für die Dinge, die direkt vor ihrer Nase liegen. Chito und Yuuri bilden eine Einheit und sind zusammen unterwegs, als Präsenz, in einer ungewissen und zerstörten Welt voller unbeantworteter Fragen.

Episode 1 startet in der Finsternis, in der Dunkelheit eines Kellerraumes, irgendwo in einem zerstörten Industriegebäude. Sie wollen ans Licht, sie suchen nach dem Weg, der ins Licht führt. Davon handelt diese Story, darum gehts. Bald finden sie ans Tageslicht und stellen fest, dass diese Reise hier nicht endet, zwischen Tag und Nacht. Sie wollen hoch hinaus, zum höchsten Punkt gelangen. Leider bricht der Anime vorzeitig ab, eine Fortsetzung wird mangels Source-Material kaum erscheinen, und der Manga (mit der abgeschlossen Geschichte) ist im deutschen Sprachraum bislang nicht erschienen.

Gerne würde man mehr über den Hintergund, die Vorgeschichte der Zwei erfahren. Mehr als ein Erinnerungsfragment (ich meine in Episode 11) wird diesbezüglich aber nicht geliefert.


Artwork: 9/10

Selten greifen klassische 2D und computergenerierte 3D Inhalte so gut ineinander, hier funktioniert die Komposition. Studio White Fox ("Steins; Gate", "Super Sonico") hat hier eine grossartige Arbeit abgeliefert. Die Monotonie der brutalen Kulisse, die Trümmer ehemaliger Industrien, die als stumme Zeugen der totalen Zerstörung funktionieren, kontrastieren die zwei Mädchen auf ihrem langsamen Kettenrad auf grandiose Weise.


Soundtrack: 10/10

Mir fehlen die Superlative, der Soundtrack passt schlicht perfekt zum Geschehen.



Die dadurch geschaffene Stimmung ist bezeichnend für das Fühl, dass dieser Anime im Betrachter hervorrufen kann. Als Stand-Alone funktioniert der Soundtrack freilich bestenfalls als Einschlafhilfe, sowas würde ich mir nie auf CD kaufen. Jedoch im Zusammenspiel mit dem Bildinhalt - und genau das muss ein 10/10 Soundtrack können, genau das ist seine Aufgabe - funzt all das wunderbar. Alle Daumen hoch!




Gesamteindruck:

"Girl's Last Tour" ist einer dieser Anime, die Eindruck hinterlassen und im Bewusstsein verbleiben, - ich bin sehr angetan von diesem Stoff! Schade, nahezu schändlich, dass man diese Geschichte nicht mit zusätzlichen OVAs abgeschlossen hat. 3 weitere, nachgereichte Episoden hätten womöglich gereicht, um ein Meisterwerk zu schaffen.

Dennoch kann "Girl's Last Tour" im Rahmen des vorliegenden Contents überzeugen und begeistern, die Jury feiert diese Produktion. Der Originalton mit Untertiteln wird meinerseits empfohlen, wenngleich ich die synchronisierte Fassung nicht bewerten kann, da ich ihr nie eine Chance gab.



Wertung:

9 /10






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