Mittwoch, 24. Juni 2020

Animekritik: "The Vision of Escaflowne" (1995)





















            
Produktion

StudioSunriseOriginaltitelTenkū no Esukafurōne  天空のエスカフローネ
RegieKazuki Akane                   Release (J)1995
Drehbuch   Shoji KawamoriPublisher (D)      Nipponarts
MusikYōko KannoLaufzeit26 Episoden / ca. 650min

Genre: Fantasy, Mecha, Romance, Shojo



Zusammenfassung
- ENTHÄLT SPOILER -

Die zentrale Hauptfigur, die seherisch und interplanetarisch befähigte Hitomi


Nun ja. Die Erwartung war gemässigt hoch, wird in der zitierten Wikipedia Rezeption doch "Escaflowne als eine der besten Animeserien bezeichnet, die es jemals gab"!

Was das Artwork betrifft, insbesonders für ein Relikt der 90er (das zur gleichen Zeit erschien wie "Neon Genesis Evangelion"), als auch bezüglich der musikalischen Untermalung, die hier von einem Warschauer Symphonie Orchester eingespielt wurde, möchte ich dieser Aussage verhalten zustimmen. Im Rahmen genannter Kriterien ist "The Vision of Escaflowne" sehr gut gelungen und sicherlich sehenswert.

Jedoch gehören zu einem "besten Anime aller Zeiten" (aus Sicht der Jury) zwei noch weit entscheidendere Merkmale hinzu: nämlich ein Plot, der mich aus den Socken haut, sowie noch wichtiger: Charaktere, die ich a) total fühlen kann, und/oder b) einfach episch finde.

Kann "The Vision of Escaflowne" auch hier punkten? Leider nein, leider gar nicht:


Plot: 4/10

Wir haben hier eine Shojo Geschichte. Im Zentrum steht also weniger die Action, die in Form von Mecha-Kämpfen zwar durchaus präsent ist, dafür umso mehr die ungewisse Gefühlswelt der Heldin, die sich zwischen ihren zwei Prinzen nicht entscheiden kann, die sich ihren inneren Zweifeln und wahren Gefühlen stellen muss. Ich will nicht direkt spoilern, aber der Titel der letzten Episode, der Shojo Endlösung, lautet wenig überraschend: "Ewige Liebe". Den Rest dazwischen kann man sich irgendwo ausmalen.

Wir reden hier über eine Story, in der vom Bösewicht unironisch eine "Schicksalsmaschine" als Drohkulisse betrieben wird! Die von den positiven Gedanken der Heldin aber letztlich günstig beeinflusst werden kann! Sowas ist nicht spannend, sondern voraussehbar und kitschig.

Nun bin ich Liebesgeschichten nicht grundsätzlich abgeneigt, siehe die Ghibli Meisterwerke "Tränen der Erinnerung" und "Stimme des Herzens", sowas sind fürwahr "beste Anime aller Zeiten"!

Aber "The Vision of Escaflowne" spielt nicht in dieser Liga, es ist nichtmal der gleiche Sport: Hier wird versucht eine Brücke zu schlagen, zwischen einer äusseren Kriegswelt mit Mecha Streitereien, und der inneren Gefühlswelt eines eigentlichen Magical-Girls (sie hat seherische Qualitäten), die in einer inneren Ungewissheit über ihre wahre Liebe verheddert ist. Welches Herzblatt solls denn sein? Der noch junge, etwas ungestühme König Van, oder der Frauenschwarm Ehrenritter, mit der wallenden blonden Mähne?

Da bin ich raus. So eine Story mag den Leuten in Paris gefallen, aber diese Jury hat den Saal bereits verlassen.


Charaktere: 4/10

Kein einziger der Charaktere wird bleibenden Eindruck hinterlassen, sie verblassen bereits in meiner Erinnerung.

Wie anders die deepen Charaktere aus "NGE"!? (Klick den Link!) Wie anders die ausgefeilten Charaktere aus "K-ON!", die sich bereits beim Diebstahl einer simplen Erdbeere auf ewig in den Speicher einbrennen! Der Gesichtsausdruck von Yui: unbezahlbar! Das ist eine ganz andere Liga der Charakterschreibe, in der "The Vision of Escaflowne" niemals mitspielen wird.

Hauptcharakter Hitomi kommt in den Besitz einer plotentscheidenden Halskette, eines Anhängers, wie die Jungfrau zum Kinde, ihr ists einfach gegeben. Sie bleibt ständig passiv: niemals muss sie sich anstrengen, nichts erreichen, alles fällt ihr zu, selbst der begehrte König Van, wie sprichwörtlich vor die Füsse. Sie muss keine Schlacht schlagen, keine Opfer bringen und nichts überwinden, mit Ausnahme ihrer inneren, emotionalen Unentschlossenheit. Und selbst diesen Schritt bringt sie nicht wirklich zu Ende, der finale Kuss wird zur Umarmung.

Die einzige Figur, die mir wirklich gefallen hat, war der amüsante, aufgedrehte und herzenstreue Nebencharakter Merle (Bild). Sie ist von Anfang an true, verbirgt ihre eindeutigen Gefühle für Van nicht, - und gewinnt dafür am Ende genau gar nichts. Na toll.

Unsere passive, vermeindliche Heldin hingegen, sie kriegt in ihrer Gefühlswelt "the best of both Worlds", ohne jemals ein Tor zu schiessen. Fick diese Plotschreibe.



Artwork: 9/10

Hier darf und muss man "The Vision of Escaflowne" ein Kränzchen binden, das Artwork ist grandios gelungen, sehr detailreich und ohne jeglichen CGI Content. So gefällt das der Jury!

Natürlich sind die Darstellungen nach 25 Jahren etwas angestaubt, aber Gold korridiert nicht! Dieser Anime wäre auf der Gästeliste von "AKIRA"s Hochzeit, nur um einen Eindruck zu vermitteln davon, wieviel Arbeit in dieses Artwork gesteckt wurde.

Das Einzige, was mir nun völlig missfallen hat, sind die absurd spitzig gestalteten Nasen sämtlicher Charaktere. Was soll das?! Die Profilaufnahmen sind zum Davonlaufen! Derart störend gar, dass ich dafür einen ganzen Punkt Abzug gebe.


Soundtrack: 8/10

Grandios! Zwar fehlt "das in Erinnerung bleibende", dafür gibts einen Punkt Abzug. Weiter kommt die musikalische Untermalung kaum über den Status der Hintergrundbeschallung hinaus, was aber nicht an der grossartigen Musik liegt, sondern an der Regie, und dafür gibts einen weiteren Punkt Abzug, auf Kosten des Sound Directors.

Die Jury empfiehlt den Originalton mit UT, die deutschsynchronisierte Fassung saugt und wirkt irgendwie fehl am Platz.


Gesamteindruck:

Der Anime fing verhalten an, konnte erst ab Episode 6 an Grip gewinnen. Tendierte im Mittelteil zu einer 8/10, mit Avancen zur 9/10 sogar! Jedoch nur, um im letzten Drittel deutlich an Spannung wieder zu verlieren und letztlich mit Episode 26 zu folgender Wertung zu dümpeln:


Wertung:

6 / 10




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