Desigual und die nackte Hundertschaft

Regelmässige mediale Aufmerksamkeit erlangt das spanische Modehaus Desigual durch Menschen in Unterhosen. Die werden zur Eröffnung einer neuen Filiale herbeigetrommelt, die ersten 100 erhalten zwei Kleidungsstücke gratis, und die anwesenden Medienvertreter bzw. Fotografen walten ihres Amtes. Danach nehmen weitere Medien die Pflicht wahr, die internationale Öffentlichkeit über die Eröffnung eines neuen Kleiderladens zu orientieren. Mit Dank für den Hinweis an Theta, beim Magazin Spiegel klang das am 7.01. dann zB so:

"Ausziehen, um sich anzuziehen: Mit einer reißerischen Werbeaktion hat ein spanisches Modelabel in Sevilla auf sich aufmerksam gemacht: Es versprach den ersten hundert Kunden, die sich nur in Unterwäsche im Laden präsentieren, ein komplett neues Outfit. Der Zulauf war gewaltig."

Auch bild.de berichtete, nicht die erste Aktion dieser Art. Auf eine Werbeagentur verzichte Desigual, diese Aufgabe kann bezeichnenderweise auch ein nackter Arsch und ein Plastiksack verrichten.

Natürlich nur im Verbund mit den Medien, aber solche Aktionen werden sehr gut angenommen, und bald findet sich der nackte Arsch im redaktionellen Teil wieder. Das Bild oben ist von AFP, der Boden gerastert, die Socken rot, und da ist wieder dieses Kleid mit dem Allsehenden Auge / Einauge (links).

Erinnert mich unweigerlich an unsere abgetretene Bundesratspräsidentin Calmy-Rey, in so einem Gewand möchte man die Landesführung sehen! Einmalig.

Ein weiteres Bild der Fotostrecke, und ich bilde mir ein zu erkennen, ob etwas echt oder gespielt ist. Was ich hier sehe, sind Menschen in Unterwäsche, die Kunden spielen. Die Medien sind auf Termin herbeigerufen, und es würde mich doch sehr wundern, hätte man dazu nicht gleich noch eine Ladung Models in Unterwäsche bestellt. Sie müssen nicht hübsch sein, sondern "den Ansturm" darstellen. Es handelt sich um eine weltweite PR Kampagne, in 65 Ländern ist Desigual mit eigenen Verkaufsstellen vertreten; oben Bilder aus Sevilla, gestern war die Filiale in Lyon dran.

Mittwochmorgens um Halbzehn in Lyon, Herr und Frau Franzos halbnackt vor dem Ladenlokal. Ich zweifle nicht, dass einige drunter sind, die sich aus eigener Initiative freiwillig zum Affen für ein Produkt machen bzw. in Unterwäsche sich zeigen wollen. Aber letztlich muss "der Ansturm" da sein, und dann soll die Truppe für die anwesenden Kameras auch noch was hermachen - Dickie und Fetti mit Desigualtasche dürfte wohl kaum das gewünschte Werbemotiv sein.

Es wäre evian naiv, auf Models zu verzichten, und sie nicht in die erste Reihe zu stellen.